Der Ausflug begann am Donnerstag den 01.10.2015. Treffpunkt war der Bahnhof in Offenburg. Schon die erste Zugfahrt lief aufgrund einer Verspätung des ICE von 30 Minuten nicht wie geplant. Das sollte nicht der einzige Zug-Zwischenfall bleiben. Auf der Zugfahrt nach Zürich wo der erste Umstieg stattfinden sollte, geschah nichts Außergewöhnliches. Die Stimmung war motiviert und erwartungsvoll. Nach dem Umstieg in Zürich fuhr der Zug durch eine wunderschöne Schweizer Landschaft mit Bergen, die einige Schüler an die Werbung für Toblerone erinnerten. Als Zeitvertreib dienten auf der Fahrt altbewerte Spiele wie Stadt-Land-Fluss, Karten- und Ratespiele.
Bei der Einfahrt in den Mailänder Hauptbahnhof Milano Centrale wurde die allgemeine Vorstellung von Mailand als glamouröse Modemetropole teilweise durch den Anblick von verlassenen, zusammengefallenen, alten Bahnhofshallen, zerstört. Am zentralen U-Bahnhof angekommen, erhielt jeder seine Straßenbahn-Tageskarte. Die gelbe U-Bahnlinie M3, bei der wir an der Station Affori FN aussteigen sollten, führte in das Stadtviertel, in dem sich unsere Herberge „Ostell Olinda“ befand. Um in das Gebäude zu gelangen, musste man zunächst eine Art Park durchqueren. Das äußere Erscheinungsbild des Parks und des Gebäudes sorgte unter den Schülern nur bedingt für Begeisterung und alle waren froh, dass es nur für eine Nacht war. Umso größer war die Begeisterung darüber, dass es kostenloses W-lan gab. Anschließend hatte man eine halbe Stunde Zeit, um sich frisch zu machen, bevor wir uns wieder vor dem Eingang trafen um den Weg in die Innenstadt anzutreten. Dort angekommen, vereinbarten wir einen Treffpunkt, um spätestens mitternachts gemeinsam die letzte Straßenbahn zur Herberge zu nehmen. Wie sich später herausstellte, war es für die meisten gar nicht nötig, die Zeit für die Rückkehr auf einen so späten Zeitpunkt anzusetzen. Wir hatten also ca. 4 Stunden Zeit die Stadt zu erkunden. Sehr eindrucksvoll und schön war der Mailänder Dom, der zum Hintergrund vieler Selfies wurde. Das nächste Ziel, nachdem die Schüler in mindestens Dreiergruppen auseinandergingen, war die Suche nach etwas Essbarem. Dabei war McDonalds die am nächsten gelegene Lösung, da es bezahlbar war und sich an jeder Ecke, eine Filiale befand. Diejenigen die sich dafür entschieden hatten in einem Restaurant zu essen wurden durch überraschend niedrige Preise auf großen Tafeln angelockt um beim späteren Bezahlen durch Preise wie 5€ für eine Dose Cola und das sogenannte „Coperto“ überrascht zu werden. Das Coperto, das zwischen 2€ und 5€ beträgt bezahlt man in Italien für den Service, das Gedeck und das Brot. Auffällig war auch, dass die Restaurants bereits zwischen 22 und 23 Uhr geschlossen wurden. Die Läden sogar schon um 19.30 Uhr.
Um den Domplatz herum gab es zahlreiche Passagen und Einkaufszentren, die Marken wie Gucci, Dolce& Gabbana und Luis Vuitton anboten. Bei Bedarf konnte man auch in einem der vielen Outlets stark reduzierte Designerklamotten erwerben. Nach Ladenschluss musste man feststellen, dass der Bereich um den Dom wenig zu bieten hatte, da die Preise in den Bars unbezahlbar waren. Auch Supermärkte um für den Morgen etwas zum Frühstücken zu kaufen waren nicht zu finden. Dafür gab es viele Feinkostläden. Deswegen beschlossen die meisten Schüler schon zwischen 21 und 23 Uhr den Heimweg anzutreten und kehrten noch vor den Lehrern in das Hostel zurück. Wie sich herausstellte, hatten nur Frau Thomas und Herr Budig das Studentenviertel gefunden, das in Sachen Nachtleben wesentlich mehr zu bieten hatte, als die Straßen rund um den Domplatz. Um Mitternacht gab es eine kleine Geburtstagsfeier für Florian, der Geisterkekse und eine Kerze geschenkt bekam. Diese wurde jedoch von der Hostelmitarbeiterin schnell beendet, da man wegen der dünnen Wände nachts nicht so laut sein durfte.
Nach einer kalten und relativ kurzen Nacht trafen wir uns am nächsten Morgen um 7:45 Uhr um gemeinsam zur U-Bahn- Station zu laufen. Dort konnte man sich Kaffee und etwas zum Frühstücken kaufen bevor es zur EXPO ging. Nach einer U-Bahnfahrt im mit Berufspendlern überfüllten Zug kamen wir an der Station Rho Fiera an, die sich unmittelbar neben dem Messegelände befand. Nach einer relativ kurzen Anstehzeit von ca. 30 Minuten kamen wir durch die Personenkontrolle, die der eines Flughafens ähnelte. Anschließend rüstete sich jeder mit einem Plan aus, bevor wir uns am Deutschen Pavillon verabredeten. Dort erwartete einen schon eine lange Schlange, wo man ca. eine Stunde anstehen musste. Während des Anstehens bekam man ein rechteckiges Stück Karton, was, wie wir später erfuhren ein Seed-Board war.
Im Pavillon, dessen Thema „Fields of ideas“war, wurde man zunächst in einen Vorraum geführt, wo eine EXPO- Mitarbeiterin etwas zur Begrüßung sagte und die Bedienung der Seed-Boards erklärte. Die Seed-Boards sind an der Innenseite mit sechs Sensoren ausgestattet, die wenn man sie unter den Strahl der an der Decke angebrachten Beamer hält, einen Film anzeigen der in der gewünschten Sprache angezeigt wird. Die Sprache ist vom Seed-Board abhängig. Nach der Begrüßung im Vorraum wurde der Raum abgedunkelt damit man auf den an den Seiten angebrachten Fernsehern kurze Filme sehen konnte, die Deutsche Personen zeigen, die sich mit der nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln beschäftigten. Beispielsweise wurde ein Apfelbauer vorgestellt, der seltene Apfelsorten pflanzt und erntet um sie für die Zukunft zu bewahren.Oder eine Imkerin die auf dem Dach eines Hauses in Berlin Bienen hält und Bio-Honig herstellt. Anschließend konnte man den eigentlichen Raum betreten, der zunächst alles rund ums Thema Wasser vorstellte. Alles wirkte sehr modern und technisch fortschrittlich. Deutschland präsentiert sich als lebendige fruchtbare Landschaft voller Ideen für die Zukunft. Insgesamt soll der Deutsche Pavillon ca. 40 Mio. € gekostet haben. Das Highlight waren die zahlreichen technischen Spielerein wie die Beamer mit den Seed-Boards oder ein Regenschirm in den man einen Film projezieren konnte. Außerdem gab es eine Waage, wo man Plastiklebensmittel wie Tomaten oder Brot drauflegen konnte um dann auf einem Bildschirm zu sehen wie viel davon in Deutschland verbraucht wird und wie viele Rohstoffe und Materialien dafür gebraucht werden. Im nächsten Teil des Pavillons ging es um Molkereiprodukte. Anschließend kam man in einen Raum, der wie ein echtes Gewächshaus aussah. Dort gab es echte Pflanzen und interessante Sachen, wie beispielsweise eine weiß-lila Aubergine. Am Ende des Deutschen Pavillons konnte man sich eine Musikshow mit einer deutschsprachigen Band ansehen.
Als wir den Deutschen Pavillon verließen, durften wir uns trennen und den Rest der EXPO in Kleingruppen erkunden. Das Thema der EXPO 2015 ist: „Feeding the planet, Energy for life“ zu Deutsch:„ Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ Die Expo findet vom 1. Mai bis zum 31. Oktober auf einer Ausstellungsfläche von 200 ha statt. Es nehmen 145 Länder teil und es werden insgesamt 20 Mio. Besucher erwartet. Ziel der diesjährigen EXPO soll die Verbindung von Technologie, Innovation, Kultur, Tradition und Kreativität mit den Themen Ernährung und Essen sein. Angesichts der Tatsache, dass es immer noch Menschen gibt, die Hunger leiden, sollte der Fokus darauf liegen, dass alle Menschen, das Recht auf gesunde und ausreichende Ernährung haben. Das Thema Essen wurde größtenteils umgesetzt, jedoch weniger zum Thema Bekämpfung des Welthungers sondern eher nach dem Motto: „ Wie verkaufe ich möglichst viel Essen?“ Nahezu jeder Pavillon bot zu messegewöhnlichen Preisen, landestypische Gerichte an. Unpassend zum Thema Nachhaltigkeit gab es einen Coca-Cola-Pavillon und einen überdimensionalen McDonalds. Das Thema Nachhaltigkeit wurde allgemein vernachlässigt.
Man hatte eher den Eindruck, dass sich die Länder präsentieren wollten, um Touristen anzulocken. Ein Beispiel dafür war die Türkei, die keinen Pavillon im eigentlichen Sinne hatte, sondern einen Kebab-Stand und einen auf Dauerschleife laufenden Imagefilm zu bieten hatte, der zugegebenermaßen wirklich Lust auf einen Türkei-Urlaub gemacht hat. Als positiv zu empfinden war die Tatsache, dass sich Länder wie Turkmenistan und Chile trotz eigener nicht gerade boomender Wirtschaft dazu entschlossen hatten, an der Messe teilzunehmen. Besonders prunkvoll waren, wie zu erwarten, der Amerikanische und der Russische Pavillon, indem sogar Kaviar serviert wurde. Auch hier keine Spur von Nachhaltigkeit oder Bekämpfung des Welthungers. Auch wenn das lange Anstehen lästig ist und Geduld erfordert, war die Messe gut organisiert. Überall waren Pläne für das Messegelände erhältlich und man konnte sich an einem der zahlreichen Wasserspender seine Flasche auffüllen. Interessant war auch der Supermarkt der Zukunft, der den Service der Verkäufer komplett durch Roboter ersetzt.
Abschließend kann man über die Messe sagen, dass die Richtlinien, die das Thema betreffen vielleicht genauer bestimmt oder die Umsetzung der Länder des Themas besser kontrolliert werden sollten. Andernfalls sollte man sich nicht darüber wundern, dass der Kapitalismus und die Profitgier auch hier die Überhand gewinnt.
Nachdem wir die EXPO verließen und am Bahnsteig auf den Zug warteten kam der nächste Zwischenfall. Der Zug hatte eine lange Verspätung, weshalb wir unseren Anschlusszug verpassten, einen zusätzlichen Umstieg hatten und keine Sitzreservierungen mehr. Glücklicherweise durften wir mit unseren Tickets den Ersatzzug nehmen und kamen dank der guten Bahnvernetzung in der Schweiz und der Organisation von Herr Budig doch noch pünktlich in Offenburg an.
Von Hannah Krämer und Sabine Essert