Offenburger Tageblatt vom 14. Oktober 2023
VON INES REINHARDT
Offenburg. So gut wie Martin Stern kennen sich in den Kaufmännischen Schulen Offenburg nur wenige aus. Zwar ist der 54-Jährige erst seit dem 1. August als frischgebackener Nachfolger von Thomas Rahner im Amt des Schulleiters, doch schon seit 25 Jahren prägt er die Schule im Offenburger Süden. „Als ich 1998 nach dem Referendariat an den Kaufmännischen Schulen angefangen habe, kam mir alles sehr groß vor, das hat mich erstmal erschlagen“, erinnert sich Stern heute. Dabei fehlte damals noch der Neubau D mit der Mensa, der die Kaufmännischen Schulen seit 2016 ergänzt.
Mit dem Rad
Das gerade erst eingerichtete Zimmer des Direktors sagt viel über Martin Stern aus. Eine Fahrradtasche für den Gepäckträger lehnt an der Wand. „Wenn möglich fahre ich jeden Tag von der Oststadt mit dem Rad zur Schule“, erzählt Stern. Ein Mannschaftsfoto an der Pinnwand verrät die zweite Leidenschaft des BWL, Datenverarbeitungs- und Sportlehrers. 15 Jahre war er Jugendtrainer beim FV Zell-Weierbach.
Auch das Skifahren ist ein großes Hobby des 54-Jährigen. „Das passt auch gut zur Schule“, verweist er auf das Skischullandheim, zu dem die Elftklässler jedes Jahr aufbrechen. Oft, zuletzt Anfang des Jahres, war er selbst dabei. „Das ist nun vorbei“, bedauert er. Immerhin habe er als Schulleiter jetzt andere Aufgaben, „und nicht jeder will den Direktor beim Landschulheim dabei haben“, schmunzelt er.
Zwar muss sich Martin Stern erst noch im Chefsessel einrichten, Erfahrungen bringt er aber schon viele mit. Seit dem Schuljahr 2010/11 war er als Stellvertreter die rechte Hand von Thomas Rahner, „dabei hatte ich aber nie unbedingt die klassischen Stellvertreter- Aufgaben“, erzählt Stern, der in Zimmern bei Tuttlingen aufgewachsen ist und neben BWL auch Wirtschaftspädagogik in Mannheim studiert hat. Früh habe er die Oberstufenberatung übernommen und sei später dann mit Personalangelegenheiten betraut worden. „Der Job hat mir Spaß gemacht, aber der Rollenwechsel tut auch gut“, berichtet er. In den ersten 14 Tagen habe er schon eine große Veränderung gemerkt: „Man muss schnelle Entscheidungen treffen und wahnsinnig viel unterschreiben!“
Berufliche Heimat
An den Kaufmännischen Schulen Offenburg habe er seine berufliche Heimat gefunden. Er hofft, dass viele weitere Lehrer auch diese Verbindung finden. „Wir haben zwar neue Referendare willkommen geheißen, aber gerade in den allgemeinbildenden Fächern fehlen uns noch Lehrer“, berichtet der 54-Jährige.
Schade findet er, dass er nun kaum noch unterrichtet. „Dennoch, es ist toll, die ersten Schritte der neuen Kollegen im Lehrer-Dasein zu begleiten.“ Für die 1580 Schüler brennt er aber weiterhin. „Ich versuche, eng mit der SMV zusammenzuarbeiten und mich viel im Gebäude zu zeigen“, verrät er. Und wie bei seinem Vorgänger auch „ist meine Tür immer für die Schüler und ihre Anliegen offen“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
In den nächsten Jahren will Martin Stern weiter an der Digitalisierung in der Kaufmännischen Schule arbeiten. Außerdem will er die Schule, wie auch sein Vorgänger, „als Lebensraum gestalten“. Ein Beispiel dafür seien die bunten Sitzgelegenheiten vor den Klassenzimmern, „so ist das Arbeiten in Kleingruppen möglich“, berichtet er. Ihm ist auch wichtig, Schüler und Lehrer gleichermaßen mitzunehmen und gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Und dann hofft er natürlich, dass das Potenzial der Kaufmännischen Schulen Offenburg auch in der Öffentlichkeit erkannt wird. „Wir haben zum Beispiel das sechsjährige Wirtschaftsgymnasium, das ist etwas Besonderes“, verweist er auf das vielfältige Bildungsangebot. Aber man könne an der Schule eben „nicht nur die allgemeine Hochschulreife machen“, sondern habe viel mehr Möglichkeiten: „Mittlere Reife, Fachhochschulreife, dualer Ausbildungsabschluss“, zählt der Schulleiter auf.
An den Kaufmännischen Schulen sei mit 33 Vollzeit- und 39 Teilzeitklassen immer was los. Davon könne man sich auch jährlich beim Weihnachtsbasar überzeugen. Einige erstandene Kunstwerke stehen wegweisend auf dem Schreibtisch von Martin Stern.
Und von einem Foto auf der Anrichte strahlen die drei mittlerweile erwachsenen Kinder des Schulleiters. Jungen Menschen wie ihnen will er den Weg in die Zukunft ebnen.